Familiär, verbunden, glücklich: Ruhestand nach 54 Jahren

Beitrag vom 22. Februar 2024

Heiner Struckmann verabschiedet Gerhard Heilmann in der Bad Nenndorfer Möbel Heinrich Filiale.

54 Jahre lang war unser ehemaliger Auslieferungsfahrer Gerhard Heilmann bei Möbel Heinrich angestellt. Anfang Februar ist der 86-Jährige endgültig in den Ruhestand getreten. Noch 26 Jahre nach dem eigentlichen Renteneintritt weiterhin im Unternehmen zu arbeiten, ist recht ungewöhnlich – und 54 Jahre bei einem Arbeitgeber auf der Gehaltsliste zu stehen ebenfalls. Unser Redaktionsteam wollte wissen: Was bewegt einen Menschen zu so einer einzigartigen Unternehmenstreue?


Heinrichs ältester Mitarbeiter sorgte für Ordnung

Wir treffen uns an einem Montagnachmittag in unserer Filiale in Bad Nenndorf. Hier war Gerhard Heilmann zuletzt als eine Art Hausmeister tätig. Er sorgte für Ordnung auf unseren Außenanlagen und im Lager. Aber was heißt „zuletzt“? Auch diesem Job ist er immerhin 20 Jahre lang mit sehr viel Einsatzfreude und Gewissenhaftigkeit nachgekommen! Obwohl bei Möbel Heinrich regelmäßig 20- oder 30-jährige Betriebsjubiläen von Mitarbeiter*innen gefeiert werden, ist eine solche Zeitspanne natürlich selbst für unsere Verhältnisse außergewöhnlich lang. Die Firmentreue von Gerhard Heilmann, den im Übrigen seit Schulzeiten alle Theo nennen, ist also eine absolute Besonderheit.

Möbel Heinrich – ein zweites Zuhause mit tollen Kolleg*innen

Warum er so lange im Unternehmen geblieben ist, wird bei unserem Treffen eigentlich schon deutlich, noch bevor wir großartig miteinander gesprochen haben: Heilmanns Augen leuchten und er strahlt vor Freude, als er ankommt. Möbel Heinrich war und ist für ihn immer noch sein zweites Zuhause, eine zweite Familie.

Unser gemeinsamer Weg in den Besprechungsraum, in dem meine Kollegin und ich das Interview mit ihm führen, führt uns über einen Teil der Verkaufsfläche und durch das Lager. Natürlich fällt Gerhard Heilmann sofort auf, dass nicht alles an seinem angestammten Platz liegt und dass der ein oder andere Karton vielleicht bereits im Altpapier entsorgt werden könnte.

Man spürt förmlich, dass er sich am liebsten sofort den Arbeitsoverall anziehen und das tun würde, was er in den letzten Jahren immer gemacht hat: Ordnung schaffen! Er ist ein Mensch, der für sein Leben gern arbeitet und sofort sieht, wo diese anfällt. „Man muss doch was zu tun haben. Arbeiten hält auch jung und fit“, wie er uns später auch noch erzählen wird. Aber es ist nicht nur die Arbeit an sich, die ihn über so viele Jahre an Möbel Heinrich gebunden hat. Es sind vor allen Dingen die Menschen!  Alle Kolleg*innen, denen wir unterwegs begegnen, nehmen sich einen kleinen Moment Zeit, ihn freudig zu begrüßen und ein paar nette Worte mit „ihrem Theo“ auszutauschen. Als dann auch noch Hausleiter Christian Krückeberg bei der Begrüßung anmerkt: „Schön, dich zu sehen, Theo. Am Samstag hätte ich dich echt gut gebrauchen können. Hier war so viel los“, da kommt schon so etwas wie Wehmut auf, dass das Arbeitsleben nun endgültig vorbei ist.

Filialleiter Christian Krückeberg begrüßt Gerhard Heilmann.
Filialleiter Christian Krückeberg begrüßt Gerhard Heilmann.

Geld hat keine große Rolle gespielt

Mit 86 Jahren ist es aber doch einmal an der Zeit für den endgültigen Ruhestand, zumal Geld bei der Entscheidung weiterzuarbeiten nie eine große Rolle gespielt hat. Das habe eigentlich immer gereicht. Für das eigene Haus mit großem Garten zum Beispiel. Dort leben in einer zweiten Wohnung seine Enkeltochter, ihr Mann und der achtjährige Urenkel. Der ganze Stolz der Familie ist der selbstgebaute Swimmingpool im Garten. Überhaupt macht Gerhard Heilmann noch möglichst viel selbst, und es gibt im Haus und im Garten immer sehr viel zu tun, wie er zufrieden lächelnd anmerkt.

Langweilig wird ihm also auch ohne Möbel Heinrich so schnell nicht werden. Außerdem fährt er nach wie vor gerne Auto und liebt es, zu verreisen. Auch als er früher noch ständig als Auslieferungsfahrer unterwegs war, ist er trotz der eher spärlichen Freizeit sehr gerne mit seiner Frau und den beiden Kindern in den Urlaub gefahren. Einmal hat er während einer Reise auf die Kanaren überraschenderweise unseren damaligen Seniorchef und Firmengründer Heinrich Struckmann getroffen, der zufällig mitsamt Familie im Nachbarhotel eingecheckt hatte. „Wir sind dann zusammen an die Bar in seinem Hotel gegangen“, erinnert sich Gerhard Heilmann.

Eine ganz besondere Verbindung zum Chef

Zum Seniorchef und der Inhaberfamilie Struckmann hatte Heilmann immer eine enge, fast freundschaftliche Beziehung. Kennengelernt hatte er Heinrich Struckman einst auf dem Schützenfest in Rodenberg. Der hätte ihn damals am liebsten vom Fleck weg als Auslieferungsfahrer eingestellt. Dazu ist anzumerken, dass Heinrich Struckmann über eine außergewöhnlich gute Menschenkenntnis verfügte. Er wusste sofort, wer ins Unternehmen und zu ihm als Arbeitgeber passte und in welcher Position diese Person am besten im Unternehmen aufgehoben ist. Obendrein konnte er auch sehr überzeugend sein. Dennoch lehnte Gerhard Heilman das Angebot zunächst ab. Der gebürtige Schlesier, der 1946 als Kind mit der Familie von Breslau nach Lauenau geflüchtet war, fühlte sich seinem neuen Heimatort verpflichtet und mochte deshalb seinen Job als Fahrer der Molkerei Lauenau nicht an den Nagel hängen.

Eine Kiste Bier und Mettbrötchen

Erst Anfang 1970, nachdem der Molkereibetrieb eingestellt wurde, stieg Heilmann als Auslieferungsfahrer und Möbelmonteur ins Unternehmen ein. Eine handwerkliche Berufsausbildung hatte er zwar nicht, aber er war handwerklich sehr geschickt und obendrein sehr fleißig und gewissenhaft: „Ich habe mich einfach in alles irgendwie selbst reingefuchst“, berichtet er mit leichtem Stolz in der Stimme. Zu seiner Anfangszeit waren sie mitsamt dem Chef gerade einmal zu acht. Zwei Zweierteams lieferten die Möbel aus und die anderen arbeiteten im Lager. „Oft haben wir gemeinsam die Lkws beladen und danach gab es eine Kiste Bier und Mettbrötchen“, schwelgt Gerhard Heilmann in alten Erinnerungen. Natürlich hat auch der Chef beim Verladen mit angepackt und an manchen Tagen wurde nach der ersten Auslieferungstour noch eine zweite gefahren.

Morgens früh raus aus den Federn und abends spät wieder heimzukommen war für alle Mitarbeitenden selbstverständlich. Keiner wollte den Chef oder das Unternehmen im Stich lassen, irgendwie waren doch alle eine Familie. Und das in einigen Fällen sogar im sprichwörtlichen Sinne: Heilmanns Tochter Claudia arbeitete ebenfalls im Unternehmen. Sie hatte erst ihre kaufmännische Ausbildung bei Möbel Heinrich absolviert und später in der Verwaltung im Einkauf gearbeitet. Sie war mit ihrem Kollegen Günter Lohmann verheiratet, den Heinrich Struckmann im April 1968 als seinen ersten Lehrling im Unternehmen eingestellt hatte. Dieser ist später bis zu seinem Renteneintritt der Hausleiter der Bad Nenndorfer Filiale gewesen. Günter Lohmann war für unseren Firmengründer, wie er selbst oft sagte, ein bisschen so etwas wie ein dritter Sohn, was sehr deutlich zeigt, wie besonders eng und verbunden bei Möbel Heinrich damals alle miteinander waren.

Heiner Struckmann verabschiedet Gerhard Heilmann in der Möbel Heinrich Filiale in Bad Nenndorf.
Heiner Struckmann verabschiedet Gerhard Heilmann in der Bad Nenndorfer Filiale.
Gerhard Heilmann und Möbel Heinrich Redakteurin Katja nach dem Interview.
Gerhard Heilmann und Möbel Heinrich Redakteurin Katja nach dem Interview.

Millionen unfallfreie Kilometer

Aber Sympathie und Verbundenheit allein waren natürlich nicht die einzigen Gründe, weshalb Gerhard Heilmann so viel und vor allen Dingen so lange gearbeitet hat. Er hat seinen Job schlichtweg geliebt. Er fuhr gerne raus zu den Kunden, besonders die ganz langen Strecken. Nach der Wende wurden Möbel nach Dresden, Leipzig und in andere Städte im Osten der Bundesrepublik geliefert. Auch heute ist Heilmann noch unsäglich stolz darauf, dass er es geschafft hat, mit einem Fahrzeug, dem Lkw Nr. 74, über 1 Millionen Kilometer unfallfrei zu fahren! Hinter dem Steuer zu sitzen und loszufahren war halt schon immer sein Ding.

Ähnlich viel Freude hatte er an der Montage von Möbeln. Hauptsächlich hat er Wohnzimmer, Schlafzimmer und Jugendzimmer ausgeliefert und aufgebaut. Das Miteinander mit den Kunden fand er ebenfalls sehr spannend: „Fast jeden Tag war was. Man erlebt schon ein bisschen was, wenn man so rumkommt.“

Bei der Arbeit hat ihm eigentlich alles Spaß gemacht. „Bis auf die Etagen!“. Manchmal mussten schwere Möbel viele Etagen hochgeschleppt werden. Unvergessen ist da beispielsweise eine Anlieferung in den 15. Stock. Die Möbelstücke waren sehr sperrig und der Aufzug viel zu klein, so musste jedes einzelne Teil nacheinander die vielen Treppenstufen bis ganz nach oben geschleppt werden.

Das Herz schlägt für den Lkw

Die Möbelauslieferung ist eine körperlich anstrengende Arbeit und es steht außer Frage, dass man diesen Job ab einem gewissen Alter nicht mehr ausüben kann. So hörte Gerhard Heilmann mit seinem offiziellen Rentenbeginn im Jahr 1998 auch mit der Tätigkeit als Auslieferungsfahrer auf.

Aber da das Lkw-Fahren für ihn eine ganz besondere Herzensangelegenheit war, arbeitete er zunächst noch fünf Jahre lang als Fahrer in der Warenverschiebung. Dabei musste er keine Waren mehr in irgendwelche Etagen schleppen, sondern brachte sie aus dem Zentrallager in Stadthagen in die Filialen in Hameln, Kirchlengern und Ölsburg oder holte von dort Möbelstücke zur Einlagerung ins Zentrallager ab.

Nach diesen fünf Jahren trat er dann seinen letzten Möbel Heinrich Posten als Hausmeister in Bad Nenndorf an.

Ein altes Foto mit Möbel Heinrich Mitarbeitenden in der Filiale in Bad Nenndorf.
Lange ist es her: Gerhard Heilmann und die Bad Nenndorfer Kolleg*innen.

54 Jahre in einem Unternehmen sind eine lange Zeit. Mehr als genug Zeit, um viele Freundschaften zu schließen und viele Menschen kommen und wieder gehen zu sehen. Jetzt ist es an der Zeit für Gerhard Heilmann selbst zu gehen. Aber für ihn steht fest: Er arbeitet zwar nicht mehr, aber richtig „weg“ wird er auch nicht sein. Solange er noch selbst Auto fahren kann, wird er gerne ab und an den lieben Kolleg*innen einen kurzen Besuch in der Filiale abstatten. Schließlich bleibt man immer ein Teil der Familie. Auch bei Möbel Heinrich!

Verfasst aus unserem Team von

Katja

Katja gehört seit Oktober 2021 zur Möbel Heinrich Familie. Im Unternehmen ist sie für Pressearbeit und interne Kommunikation zuständig. In Ihrer Freizeit fährt die Literatur-, Medien- und Wirtschaftswissenschaftlerin gerne Fahrrad.