Wechsel bei Möbel Heinrich – Henning Struckmann zieht sich zurück

Beitrag vom 28. März 2024

Henning Struckmann im Anzug vor einem unscharfen Hintergrund mit Grünpflanzen.

Nach über 30 Jahren an der Spitze von Möbel Heinrich zieht sich Henning Struckmann aus dem aktiven Berufsleben als Unternehmer zurück. Er bleibt dem Unternehmen jedoch als Gesellschafter, Vorsitzender des strategisch beratenden Familienbeirats und Schirmherr unseres Leitbilds weiterhin verbunden. Die strategisch wichtige Position der Einkaufsleitung hat er in die Hände seines Neffen Jonas Struckmann gelegt, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Heiner Struckmann weiterhin leiten wird. Wir haben mit Henning Struckmann über seine Zeit bei Möbel Heinrich gesprochen.


Was war in über 30 aktiven Möbel Heinrich Jahren Ihr persönliches Highlight?

Über so einen langen Zeitraum gab es zum Glück viele Highlights. Es waren viele Begebenheiten für mich einzigartig. Grundsätzlich habe ich es als ein schönes Privileg empfunden, mit der eigenen Familie zusammenzuarbeiten und die Eltern, den Bruder oder die Neffen jeden Tag im Büro zu sehen. Familie ist mir besonders wichtig. Früher haben mein Vater, mein Bruder und ich die Inventur mit einigen Mitarbeitenden alleine per Hand gemacht. Das hat immer sehr viel Spaß gemacht.

Etwas Besonderes ist für mich auch das Miteinander im Einkauf gewesen. Da war immer mehr als Kollegialität und absolute Zuverlässigkeit, das war eine enge, vertrauensvolle und freundschaftliche Ebene. Auch aus der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten sind viele Freundschaften entstanden, dadurch hat das Arbeiten besonders viel Spaß gemacht. Die Zusammenarbeit im Einkaufsverband war ebenfalls einzigartig und mit vielen schönen Augenblicken verbunden.

Die Eröffnung der Filiale in Bad Nenndorf 1998 mit dem Riesenerfolg war ebenfalls ein besonderes Highlight. Hervorzuheben ist auch die Zusammenarbeit mit Günter Lohmann, unserem langjährigen Hausleiter der Filiale in Bad Nenndorf. Günter war ein Phänomen, hat extrem viel geleistet und war wie ein Familienmitglied. Das war ein sehr enges und vertrauensvolles Miteinander. Wir haben gemeinsam die Filiale aufgebaut und vorangebracht. Auch die Filialen in Hameln und Kirchlengern sowie alle clevva Filialen haben sich beeindruckend weiterentwickelt und die Ausstellungen sind alle extrem einladend. Das macht mich schon sehr stolz, meinen Teil dazu beigetragen zu haben.

Neuere Highlights waren für mich der Radiospot, den ich vor zwei Jahren zusammen mit meinem Sohn Jannik aufgenommen habe und die Entwicklung unseres neuen Leitbildes. Außerdem ist da auch noch die Firmenfeier im letzten Mai zu erwähnen. An dem Abend waren einfach der Zusammenhalt aller Mitarbeitenden und ein unglaubliches Gemeinschaftsgefühl spürbar.

Warum ist genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, sich mehr auf andere Dinge zu fokussieren?

Zum einen habe ich das Glück, dass unser Unternehmen für die Zukunft sehr gut aufgestellt ist. Mit meinem Neffen Jonas und Andy Münster, dem Verantwortlichen für den Bereich des Einkaufs konventioneller Möbel, ist jetzt die perfekte Wachablösung da. Jonas denkt sehr strategisch und hat viele neue Ideen und Andy Münster ist sehr gut vernetzt, ein sehr positiver Mensch und besitzt eine große Warenliebe. Es ist jetzt einfach eine gute Gelegenheit und ein optimaler Zeitpunkt, sich zurückzuziehen. Zum anderen vergehen die Jahre gefühlt immer schneller. Ich habe manchmal die Befürchtung, dass ich sonst viele Dinge vielleicht nicht mehr machen kann, die ich noch gerne machen möchte.

Was werden Sie am meisten vermissen (auch, wenn Sie ja „nicht ganz“ gehen)?

Am meisten werde ich die Begegnungen und Gespräche mit den Mitarbeitenden und den Lieferanten vermissen. Mich hat schon immer der Mensch hinter einer Person interessiert. Wie geht es dem Menschen? Welchen Werdegang hat der Mensch durchlaufen? Außerdem werde ich die Erfolgserlebnisse vermissen: Es war immer ein schönes Gefühl, gute neue Mitarbeiter kennenzulernen und zu erleben, wenn neue Waren erfolgreich laufen, weil den Menschen gefällt, was wir ausgesucht haben.

Andy Münster, Henning und Jonas Struckmann im Büro vor einer Regalwand.
v.l.n.r: Andy Münster, Henning und Jonas Struckmann.

Welche Rolle spielt Möbel Heinrich im Familienleben? Ist Unternehmersein für Sie ein 24-Stunden-Job?

Ich habe Berufliches und Privates immer gut trennen können. Im Urlaub konnte ich gut abschalten und ich habe mir auch daheim immer ausreichend „Familienzeit“ genommen. Ich hatte aber auch das Glück, mir die Arbeitszeit geschickt einteilen zu können. Da sind zum Beispiel die Grünen Listen, die wir pflegen, um unseren Warenfluss zu dokumentieren. Für mich war diese Arbeit, gerade als die Kinder klein waren, absolut ideal. Ich konnte mich gut an die Listen setzen, wenn unsere Kinder im Bett waren und schliefen.

Was waren Ihre Lieblingsaufgaben bei Möbel Heinrich?

Ich bin ein absoluter Zahlenmensch, von daher habe ich die Arbeit mit den Grünen Listen geliebt und mag es schlichtweg, den Warenfluss zu beobachten, zu analysieren und daraus die strategischen Konsequenzen zu ziehen. Ich liebe es aber auch, zu verhandeln. Es hat mir immer sehr großen Spaß gemacht, bei unseren Lieferanten Sonderrabatte auszuhandeln oder gute Konditionen für unseren Einkaufsverband zu erreichen. Zudem mag ich auch generell die Arbeit mit und für den Menschen. So habe ich gerne Mitarbeitergespräche geführt, Schulungen organisiert oder die Reden geschrieben, wenn eine Verabschiedung anstand. Ein absolutes Herzensprojekt ist für mich auch unser Leitbild.

Gab es für Sie jemals eine berufliche Alternative?

In der Schule habe ich Mathe geliebt. Vielleicht wäre Mathelehrer auch eine Option für mich gewesen. Mein Vater war aber nicht so gut auf Lehrer zu sprechen. Da wäre es sehr hart gewesen, das umzusetzen. So habe ich nach der Schule zunächst eine Lehre zum Bankkaufmann gemacht, weil es meiner Vorliebe für Zahlen entgegengekommen ist und eine solide kaufmännische Ausbildung war. Dort hätte ich nach der Ausbildung noch bleiben können, aber ich wollte lieber in Göttingen Betriebswirtschaftslehre studieren.

Henning Struckmann mit seinem Bruder Heiner und seinem Vater Heinrich.
Henning Struckmann mit seinem Bruder Heiner (links) und seinem Vater Heinrich.

Wie sind Sie ins Unternehmen eingestiegen? Was waren Ihre ersten Schritte im Unternehmen?

Eigentlich sind wir schon als Kinder ins Unternehmen eingestiegen. Mein Vater hat immer Ideen gehabt, wie wir eingesetzt werden konnten. Sei es, die Parkplätze sauber zu halten oder an den Schausonntagen die Autos zu zählen und Kennzeichen aufzuschreiben, um zu ermitteln, in welchen Orten mein Vater Werbung schalten sollte. Später haben Heiner und ich dann in den Ferien immer bei den Neu- und Umbauten geholfen. Nach dem Studium habe ich erst ein Praktikum in Lüdenscheid/Iserlohn bei Möbel Sonneborn gemacht, bevor ich bei Möbel Heinrich eingestiegen bin. Gestartet bin ich dann im Kundendienst und in der Tourenplanung. Anschließend bin ich in den Einkauf gekommen. Obwohl ich damals von vielen Dingen noch nicht die Ahnung hatte, bin ich recht zügig in unserem Einkaufsverband im Einkaufsausschuss gelandet. Und war dort von Anfang an sehr gefordert.

Was war in all den Jahren aus Ihrer Sicht die größte berufliche Herausforderung?

Die größten Herausforderungen waren für mich die ständig wechselnden Wirtschaftslagen, an die wir uns anpassen mussten. Der ungleichmäßige Kundenfluss ist auch eine Herausforderung, die immer wieder bewältigt werden muss. Die Herausforderungen sind aber immer wieder anders. Aktuell sind z.B. die Personalentwicklung und die Aufrechterhaltung unserer Lieferantenstruktur schwierig. Es gibt immer weniger gute und zuverlässige Lieferanten. Zunehmend wird auch die Schnelllebigkeit unserer Zeit und des Geschäfts zu einer Herausforderung. Die voranschreitende Digitalisierung tut ihr Übriges. Man muss halt permanent weiterlernen, um mit anderen Schritt zu halten.

Gibt es Dinge, die Sie heute anders als damals machen würden?

Manchmal denke ich, dass ich während des Studiums noch mehr Sport hätte machen können oder vielleicht ein Auslandsjahr hätte einlegen sollen. Auch finde ich es schade, dass ich mich nicht früher mit Coaching/Persönlichkeitsentwicklung und ähnlichen Dingen beschäftigt habe. Einen großen Lebenstraum habe ich mir zwischendurch allerdings schon erfüllt: Das war die Teilnahme am Iron Man in Roth 2007. Ein unvergessliches Erlebnis und sportliches Highlight.

Eine Dauerkarte bei den Roten, ein Sprachkurs oder noch eine Weiterbildung im Bereich Ernährung/Coaching. Was fangen Sie mit der neugewonnenen Freizeit an?

In erster Linie möchte ich mehr Zeit mit meiner Familie und mit Freunden verbringen. Gesundheit und Fitness haben für mich schon immer einen besonders hohen Stellenwert gehabt. Ich möchte wieder mehr Tennis spielen und vor allem fit bleiben. Zudem möchte ich mehr reisen und weiterhin viele Sportveranstaltungen besuchen. Neben den Roten/Hannover 96 supporte ich vor allen Dingen die Recken vom Handballverein TSV Burgdorf sehr kräftig. Ich möchte Sprachen lernen und beispielsweise mein Englisch verfeinern.

Haben Sie einen Herzenswunsch für die Zukunft des Unternehmens?

Ich wünsche mir, dass das Unternehmen auch noch sein 100-jähriges Bestehen feiern wird und ich dann dabei sein kann. (Anmerkung der Redaktion: 24.05.2058).


Lieber Herr Struckmann, wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen viel Erfolg und Spaß bei allen geplanten neuen Projekten.

Verfasst aus unserem Team von

Katja

Katja gehört seit Oktober 2021 zur Möbel Heinrich Familie. Im Unternehmen ist sie für Pressearbeit und interne Kommunikation zuständig. In Ihrer Freizeit fährt die Literatur-, Medien- und Wirtschaftswissenschaftlerin gerne Fahrrad.